Vor Beginn der Paarungszeit verringert der von dieser Maßnahme überzeugte Züchter schrittweise die Beleuchtungsdauer, sowie die Temperatur in den Terrarien. Während dieser so genannten "Winterruhe" hat die Fütterung zu unterbleiben, da der Stoffwechsel der Tiere womöglich soweit herabgesetzt wird, dass eine ordnungsgemäße Verdauung nicht mehr gewährleistet ist. Die Reduzierung der Tageslichtdauer und die Senkung der Temperatur werden höchst unterschiedlich gehandhabt. Manche Riesenschlangenhalter verringern die Haltungstemperatur nur um 2° Celsius und die Beleuchtungsdauer in den Terrarien um 2 Stunden, andere praktizieren eine Nachtabsenkung auf bis zu 15° Celsius und schalten das Licht ganz aus. Nicht selten geschieht das ohne genaue Kenntnis der klimatischen Gegebenheiten des Verbreitungsgebietes der gepflegten Tiere. Rekordinhaber bei der Temperaturabsenkung ist ein Riesenschlangenhalter aus Oberbayern, der seinen Königspython mit den Nattern bei ca. 8° C überwinterte. Wir brauchen nicht zu betonen, dass der Köpy das nicht überlebt hat.
Nach einer gewissen Zeit, die je nach Überzeugung des angehenden Züchters zwischen vier und 10 Wochen liegt, werden die Ausgangswerte schrittweise wieder hergestellt und ....die Antibiotikaspritzen aufgezogen.
Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt. Bei den meisten hierzulande zur Zucht verwendeten Riesenschlangen handelt es sich um solche, die im Terrarium zur Welt gekommen und dort aufgewachsen sind oder um Wildfänge, die sich ebenfalls schon lange in menschlicher Obhut befinden. Diese Tiere besitzen nicht mehr die Toleranz gegenüber Temperaturschwankungen, wie frei lebende Riesenschlangen. Daher quittieren Terrarientiere die mit der so genannten „Winterruhe“ einhergehende Verminderung der Haltungstemperatur in vielen Fällen mit einer deftigen Atemwegsinfektion. In so einem Fall ist die Zuchtsaison für dieses Tier gelaufen.
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Nach unserem Kenntnisstand sind mittlerweile beinahe alle hierzulande gehaltenen Riesenschlangenarten ohne Einhaltung einer "Winterruhe" nachgezogen worden. Das gilt auch für Sorten, die aus Regionen kommen, wo es ganz schön frisch werden kann. Als Beispiel können wir hier Boa c. occidentalis, die Argentinische Boa nennen. Diese wurde von einem Bekannten ohne jede Veränderung der Haltungstemperatur und Beleuchtungsdauer regelmäßig nachgezogen, und das bei einer relativ hohen Haltungstemperatur (tagsüber 30° Celsius, nachts 26° Celsius).
Wir wollen bei dieser Gelegenheit auf einen Aspekt hinweisen, dem bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: In den Sommermonaten erfolgt die Nachtabsenkung der Temperatur durch die höhere Raumtemperatur wesentlich langsamer als im Winter.
Ein Beispiel: Die Haltungstemperatur beträgt untertags 29° C bei einer Nachtabsenkung um 6° C. Der Nachttiefstwert wird in den Sommermonaten durch die relativ hohe Raumtemperatur (die wiederum durch die Außentemperatur bedingt ist) erst in den frühen Morgenstunden erreicht, während dies im Winter, wenn draußen -10° Celsius gemessen werden, oft schon nach einer guten Stunde der Fall ist.
Die Anzahl der Wärmestunden verringert sich somit ohne irgendwelche zusätzlichen Veränderungen. Deshalb: Sollte eine Kühlung der Boas Voraussetzung für deren Reproduktion sein, wird dies durch die schnellere Nachtabsenkung in der kalten Jahreszeit auch so erreicht. Dasselbe gilt auch für die Reduzierung der Tageslichtdauer. Auch das regelt hierzulande der natürliche Ablauf der Jahreszeiten. Bleibt noch festzustellen, dass diese Art der (von der Natur vorgegebenen) "Winterruhe" keinen gesundheitlichen Schaden an den Tieren verursacht und eher zum Erfolg führt als irgendwelche Gewaltkuren.