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Der Autor mit einer Boa c. constrictor aus Ecuador, 80 km nördlich der Grenze zu Peru
Es ist offenkundig, dass hinsichtlich der taxonomischen Einordnung nach Unterarten bei den meisten Boas aufgrund des Mangels an Informationen vieles im Argen liegt. Insbesondere wenn es um Boas aus Ecuador und Peru geht.
Copes Beschreibung von Boa ortonii (1878) war sehr vage. Er lieferte keine sonderlich detaillierte Beschreibung des Aussehens, außerdem blieb er bei den Angaben über das Verbreitungsgebiet sehr unbestimmt (Piura südlich von La Libertad an der Westküste von Peru).
Auf einer Reise nach Ecuador, die ich kürzlich unternahm, fand ich einige interessante Informationen über Boa c. imperator aus Ecuador, Boa c. longicauda aus Tumbes in Peru, eine neue Ecuador Boa und Peruanische Rotschwanzboas (Ortonii?)
Unserer Beschreibung von Boa c. longicauda 1991 ging eine langwierige Arbeit voraus, um alle Informationen zusammen zu tragen, die für die Anerkennung dieser Peruanischen Boa als eigene Unterart notwendig waren.
Aufgrund von Grenzstreitigkeiten zwischen Ecuador und Peru (die bis heute andauern) war es uns auch nicht möglich, nach Tumbes zu gelangen.
Die größte Herausforderung bestand darin, den Unterschied zwischen der neuen Boa (Boa c. longicauda) und der alten Beschreibung von Boa c. ortonii herauszufinden.
Setzen wir jetzt einmal die Gültigkeit der taxonomischen Einordnung von Boa c. ortonii voraus. Nur liegt die Provinz Tumbes außerhalb ihres Verbreitungsgebietes an der Nordwestküste Perus. Tumbes ist eine Halbinsel, die im Norden nach Ecuador hineinreicht. Außer dem südwestlichen Teil ist Tumbes also von Ecuador umgeben. Die Frage, die wir uns nun stellten ist: „Warum sollte das Verbreitungsgebiet von Boa c. longicauda nicht nach Ecuador hineinreichen?“
Während eines Gespräches mit Dennis Sargent auf der Daytona National Reptile Breeders Expo im Jahr 2000 (die Reptilienbörse in Daytona/Florida – Anmerkung des Übersetzers) erfuhr ich, dass das Verbreitungsgebiet von Boa c. longicauda tatsächlich bis nach Ecuador hineinreichen dürfte. Dennis zeigte mir das Buch „Serpientes de Ecuador“ von Santos & Moreno. In ihm war ein Bild einer Boa, die wir als Boa c. longicauda ansehen würden. Als Verbreitungsgebiet dieses Tieres wurden die (Bundes-) Staaten Guayas und Manabi genannt.
Aus diesem Grund brach ich zu einer Reise in das fragliche Land – Ecuador - auf.
Während einer Reise nach Cape York Peninsular in Australien habe ich eine wertvolle Lehre erhalten. Damals verbrachte ich zwei Wochen im Urwald auf der Suche nach Pythons und fand überhaupt nichts. Erst als ich einen Fremdenführer ausfindig machte, der selbst Interesse an Schlangen hatte, war ich erfolgreich.
In Ecuador war es nicht anders. Ich sprach die Leute an und ließ sie mein Interesse an Boas wissen. Ich hatte Glück und fand auch hier einen Fremdenführer, der selbst Interesse an Boas hatte. Er sagte mir, er wüsste wo wir solche Tiere finden könnten.
Wir begannen unsere Reise an der Ostseite der Anden auf der Suche nach Rotschwanzboas (Boa c. constrictor) nahe einer Stadt namens Wayusentsa. Es war ein 2.5 stündiger Trip nach Südosten per Flugzeug (Zwölfsitzer) von Quito, Ecuador, aus. Dann waren wir 1.5 Stunden auf dem Fluss per Kanu unterwegs.
Unser letzter Stop war die Kapawi Hütte. Dies ist eine Öko-Hütte im Regenwald wo Naturalisten, Vogelbeobachter und Leute, welche die unberührte Natur erleben wollen, verköstigt werden.
Am darauffolgenden Morgen brachen meine Frau und ich mit einem Achuar Indianer als Fremdenführer auf. Dieser Achuar Führer war der einzige Einheimische den ich getroffen habe, der sich nicht vor Schlangen fürchtete. Die meisten Einheimischen würden eine Schlangen sofort töten, wenn sie eine sehen. Auch würden sie wegen der Anakondas nicht in den Fluss steigen.
Mit einem Kanu bewegten wir uns südlich den Pastaza Fluss hinunter. Wir waren etwa 80 Kilometer nördlich der Peruanischen Grenze. Dieser Ausflug war nicht anders als jeder andere meiner bisherigen Urwaldreisen. Wir verbrachten viele Tage um Boas zu suchen und fanden nur eine.
An einer solch weitläufigen Örtlichkeit können diese Schlangen überall sein. 30 Meter hoch auf einem Baum oder tief eingegraben in eine hohle Wurzel. Unser Fremdenführer stellte uns einen sehr einzigartigen Achuar Indianer vor, der einige Haustiere hatte. Eines davon war eine wunderschöne Boa. Er lebte auf einer Halbinsel, die von den Schnittpunkten des Capahuari Flusses und des Pastaza Flusses gebildet wird. Die Boa hatte er auf seinem Grund und Boden gefangen. Dieses Tier war jenen Boas sehr ähnlich, welche die Leute "Iquitos Peru Rotschwanzboa" oder Boa c. ortonii nennen. Es hatte 19 dunkle Rückenflecken und eine gelb/braune Grundfarbe.
"Haustierboa" des Achua Indianers
Offensichtlich konnte es aber keine Boa c. ortonii sein, da in Copes Beschreibung von einer Schlange westlich der Anden die Rede ist. Dieses Tier war zweifellos eine Boa c. constrictor (östlich der Anden). Hat sich nun Copes Boa c. ortonii von einem Teil des Landes in den anderen begeben? Oder war Copes Boa c. ortonii die Boa, die von manchen Züchtern als „Schwarze Peruanische Rotschwanzboa“ bezeichnet wird?
Aufgrund der Anzahl der Schuppen wissen wir, dass er sich nicht auf Boa c. longicauda bezogen hat. Diese stimmen nicht mit der Originalbeschreibung der Boa c. ortonii überein.
Ich bin auch geneigt zu glauben, dass Schlangen von der Nordwestküste Perus sehr dunkle Boas sind. Auch wissen wir, dass Boa c. constrictor östlich der Anden leben und Boa c. imperator westlich davon.
Daher führte mich der zweite Teil meiner Tour zurück zur Westseite der Anden, an einen Ort namens Guayaquil. Dort traf ich einen Peruaner der mir erklärte, er könne mich ohne Probleme nach Tumbes/Peru bringen. Es sei nur 5 Autostunden von Guayaquil. Als ich mich mit den örtlichen Ecuadorianern unterhielt, warnten sie mich und meinten, das es eine unsichere Sache sei. Die Leute wirkten aufrichtig, deshalb folgte ich ihrem Rat. Der Peruaner hingegen wirkte auf mich etwas verdächtig.
Deshalb ging es zurück nach Quito. Mein Fremdenführer am Amazonas hatte mir von jemanden in Quito erzählt, der ein Serpentarium betreiben würde. Ich brauchte keine Zeit zu verschwenden um diese Person zu finden, denn sie wohnte nur 2 Blocks von meinem Hotel entfernt (Schicksal). Ich traf einen wundervollen Menschen, Maria Elena Barragan von der „Fundacion Herpetologica“
Ich fragte sie, ob sie denn auch eine Boa c. longicauda hätte und sie sagte: „Ja, ich habe eine, aber sie stammt nicht aus Tumbes. Sie ist aus Loja, Ecuador". Loja ist eine Stadt südwestlich der Anden. Es ist eine sehr heiße, trockene und wüstenartige Gegend. Ich werde diese Boa in diesem Artikel als „Loja Boa“ bezeichnen.
Boa c. longicauda (?) aus Loja/Ecuador
Ich sagte ihr, dass ich das Tier gerne sehen würde. Endlich, eine „Ecuador longicauda“? Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Es war eine dunkle, schwarze Schlange. Der Boa c. longicauda zwar ähnlich, aber auch mit deutlichen Unterschieden zu ihr. Die Loja Boa hat etwa 31 Sattelflecken (Boa c. longicauda 19 – 21 und Boa c. ortonii 15 – 19) und einzigartige, diamantförmige Rückenflecken. Die breite, speerspitzenförmige Zeichnung am Kopf und die blaue Kopffärbung der Boa c. longicauda fehlte dieser Boa. Der Kopf erinnerte mich an eine Argentinische Boa. Das Tier, dass ich untersuchte war ein Weibchen.
Ich hatte vergeblich gehofft, dass es ein Männchen sei, denn dann hätte ich die Sondierungstiefe mit Boa c. longicauda vergleichen können. (Boa c. longicauda haben eine sehr große Sondierungstiefe, daher der Name „Langschwanzboa“).
Das Exemplar war klein für eine Schlange, die seit 10 Jahren in Gefangenschaft gehalten wird. Etwa 1.5 Meter lang. Eine Zwergboa?
Die "Loja - Boa" - eine Zwergboa?
Ich war immer schon der Meinung, dass „Dunkle Boas“ gewöhnlich aus einer Gegend mit kühlen klimatischen Verhältnissen kommen. Bei dieser Loja Boa war es nicht anders. Das Klima dort wo sie herstammt beinhaltet eine ziemlich kalte Winterperiode (beziehungsweise Regenzeit) von ungefähr 15 Grad Celsius und sehr große Hitze und Trockenheit im Sommer.
Maria Elena hatte auch einige sehr interessante Ecuador Boa c. imperator. Auf den ersten Blick sahen sie wie sehr hellgelbe Boa c. longicauda aus. Sie hatten schwarze Schwänze und schwarz umrandete Sattelflecken. Einige davon waren nicht verbunden. Ich hatte Schwierigkeiten die Sattelflecken zu zählen, denn bei allen dieser Boas waren sie teilweise gestreift und die Schwanzflecken irregulär. Auch diesen Schlangen fehlte die breite speerförmige Kopfzeichnung der Boa c. longicauda. Aber es waren wunderschöne schwarz/gelbe Exemplare, etwa 150 cm lang und schon geschlechtsreif. Sie hatten bereits zweimal nachgezogen. Alle Tiere stammten von einem trächtigen Wildfangweibchen aus Provincia Esmeraldas, Rio Verde, Nordwest Ecuador ab. Dieses trächtige Tier wurde 1989 gefangen und der „Fundacion Herpetologica“ geschenkt.
Boa c. imperator (?) aus Provincia Esmeraldas, Rio Verde, Nordwest Ecuador
Als ich diese Ecuador Imperatorboas betrachtete, fragte ich mich, ob diese Schlangen das Ergebnis einer natürlichen Vermischung an der nördlichsten Verbreitung von Boa c. longicauda und der südlichsten Verbreitung von Boa c. imperator sein können?
Hier ist noch Forschungsarbeit erforderlich.
Deshalb habe ich nicht nur Boa c. longicauda in Ecuador gefunden, sondern vielleicht einige neue Boas (die "Loja longicauda" und die "Ecuador imperator"). Unsere Forschung hierüber hat gerade erst angefangen.
Eine natürliche Übergangsform von Boa c. imperator zu Boa c. longicauda ?
Ich will noch sehen, dass ich einige abgelegte Häute von diesen Tieren (der Loja und den imperatoren) bekomme, um die Unterschiede zwischen ihnen und der "Tumbes longicauda" zu untersuchen. Außerdem plane ich eine Reise nach Loja, Ecuador um diese seltene Boa zu finden. Maria Elena meinte, dass es eine große Herausforderung sein würde, ein solches Tier ausfindig zu machen, da ihr Exemplar das einzige ist, dass in mehr als 10 Jahren dort gefunden wurde.
Zusätzlich bin ich gerade dabei herauszufinden, ob sich ein präpariertes Exemplar des Holotyps von Copes Boa c. ortonii im „Harvard Museum der Vergleichenden Zoologie“ befindet.
Ich bin neugierig darauf zu sehen, was es wirklich ist. Ich werde einen weiteren Artikel über dieses Thema schreiben, sobald mir mehr Informationen darüber zur Verfügung stehen.
Schlussfolgernd möchte ich noch hervorheben, wie wichtig es ist zu helfen, diese Boas in ihrer natürlichen Umgebung zu erhalten. Man sollte bedenken wie selten es gelingt, ein solches Tier in seiner natürlichen Umgebung zu sehen und wie viele jedes Jahr nach Europa und den USA exportiert werden. Wir müssen alle versuchen, durch Zucht in Gefangenschaftshaltung das Überleben jeder einzelnen Sorte von Boas sicherzustellen und dabei zu helfen, die Blutlinien rein zu erhalten.