Markt für Königspython - Farbmorphen auf Talfahrt

Oktober2009

"Ich ziehe jetzt meinen Kopf noch rechtzeitig aus der Schlinge und gehe wieder in meinen alten Beruf zurück"

 ... vertraute uns Mitte September 2009 ein bekannter Händler von Farbkönigspythons, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, an. Er ist übrigens nicht der erste der aussteigt.

Es gibt mehrere Gründe für die beginnende Krise in dem bis vor geraumer Zeit noch florierenden Markt für "Königspython Farb-Morphen". Einer davon sind die großen amerikanischen Züchter, die mit Riesenmengen und Dumpingpreisen von bis zu 50% Abschlag auf den europäischen Markt drängen.

Der Absatz dieser Tiere in den USA ist wegen der Wirtschaftskrise und der Überproduktion, sowie der immer strengeren gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich der Haltung von Riesenschlangen dort auf steiler Talfahrt.

Vor einigen Jahren begann sich bei den Züchtern in den USA herumzusprechen, dass man in Europa, insbesondere auf den Börsen in Hamm und Houten noch tüchtig verdienen kann. Nicht hinderlich dabei ist auch, dass man bei der Einfuhr sündteure "Farb-Morphen Köpys" als normalpreisige Feld-Wald- und Wiesenköpys für ein paar Euro deklariert kann, um tüchtig Einfuhrumsatzsteuer zu sparen. Die Zöllner kennen ja die Preise nicht...

Natürlich ist die Produktion dieser Züchter für den US - amerikanischen Markt ausgelegt. Dort werden in Lagerhallen 1200 Tiere und mehr gehalten, die entsprechend Eier produzieren. Und mit diesen Schlüpflingen wird nun der europäische, insbesondere der deutsche Markt förmlich überschwemmt. Wie zu hören ist, hat einer der ganz Großen sogar ein Anwesen in den Niederlanden erworben, um gegebenenfalls gleich "rüberzumachen". 

Inzwischen kommt der naivste Konsument ins Grübeln, weil der Köpy, den er vor zwei Jahren um 3.500 Euro erworben hat mittlerweile weniger als einen Tausender kostet, Tendenz fallend...

Warum sprechen wir hier von Markt, von Preisen und von Produktion, wo es doch um Hobby und Tiere geht? Ganz einfach: Weil eine große Anzahl der Käufer beim Erwerb wirtschaftliche Aspekte im Hinterkopf hat. Nach dem Motto: Wenn ich mir ein Pärchen Farb-Köpy Babys für 3000 Euro pro Exemplar kaufe und mit denen in einigen Jahren züchte, werde ich reich (5 Eier mal 3000 Euro macht 15.000 Euro).

Tja.... eine Milchmädchenrechnung, nicht zuletzt auch deswegen, weil die heute brandaktuellste Farbform in 3 - 4 Jahren längst ein alter Hut ist und nur noch einen Bruchteil dessen kostet, was der Käufer damals für die Eltern bezahlt hat (wenn sie überhaupt noch absetzbar sind).

Auch haben die Käufer inzwischen die Masche mancher Designer - Köpy Züchter durchschaut, die ein Insider  (er gehört zu den Guten, die so etwas nicht machen) wie folgt kommentierte:

"Man nehme einen Köpy, der kaum anders aussieht als ein normaler, verpasse ihm einen besonderen Namen und addiere eine Null zum bisherigen Preis."

Wir sind wirklich heilfroh, dass die unverfälschten Wildformen von Boa constrictor in der Zuchtszene in den USA eher ein Schattendasein führen und dass bei diesen Tieren der züchterischen Manipulation enge Grenzen gesetzt sind,  so dass wir derartige Auswüchse nicht befürchten müssen.

Wir freuen uns ferner darüber, dass in letzter Zeit immer mehr frühere Farb-Köpy Halter die Zeichen der Zeit erkannt haben und ins Lager der unverfälschten Wildformen von Boa constrictor wechseln. Dies beweisen die immer häufigeren Anrufe von Farbköpy Haltern bei uns, in denen der Preisverfall bei Farbmorphen beklagt und Interesse an reinrassigen Boas bekundet wird.

Abschließend sei noch erwähnt, dass es bei Farbmorphen von Boa constrictor genauso zugeht wie bei den Farbköpys und der Markt hier einen ähnlichen Verlauf nimmt. 

Nun ist es soweit:

Es war klar, dass die gezielte Züchtung von genetischen Krüppeln ("Designerboas") irgendwann in eine Sackgasse führen wird. Nun ist der erste Dominostein gefallen, andere werden folgen. Olaf Schal, einer der bekanntesten "Morph-Züchter" Deutschlands, den wir auch sehr schätzen, hatte seinem Frust über die "Designerboa Szene" in
einer ausführlichen Stellungnahme auf seiner Seite freien Lauf gelassen. Von genetischen Schäden war die Rede, einäugigen Albinos, von IBD und den Zuständen in den  USA.

Inzwischen hat Olaf Schal 200 "Morphs" weggeben und nur einige wenige Tiere auf Drängen seiner Frau behalten. Es lässt sich erahnen, wie groß der Frust bei Olaf gewesen sein muss...

Ausgesetzte Boa constrictor und ihr Schicksal

Juli 2009

photo: Jim Collurak

Diese Boa constrictor wurde auf einer Straße in  Union County - North Carolina/U.S. überfahren.

Der Besitzer wollte sie offensichtlich loswerden und warf sie aus dem Auto. 

Es ist unnötig zu erwähnen, dass die arme Boa keine Chance hatte.

Was für eine Schande, dass dieses schöne Tier so einen Vollidioten zum Besitzer hatte.

Wir können nur hoffen, dass er eines Tages für seine Tat bezahlen wird. 

Das Foto wurde uns freundlicherweise von Jim Collurak, der das Tier gefunden hat, zur Verfügung gestellt.